Bericht zum Jubiläumsschützenfest anlässlich des 350jährigen Bestehens des Schützenvereins Herlinghausen gegr. 1665 e.V. vom 06. – 07. Juni 2015
„Herlinghausen (tab). Mit einem großen Jubiläumsfest feiern die Herlinghausener Schützen an diesem Wochenende das 350-jährige Bestehen des Vereins. Bester Schütze des Jahres 2015 ist nach den Jahren 2011 und 2013 erneut Udo Rutha. Die Schützenkette erhält der 56-jährige kaufmännische Angestellte der Firma S+R-Massivbau am Sonntag, 7. Juni, von seinem Vorgänger Horst Klement. Das Antreten zu der feierlichen Proklamation mit Ehrungen erfolgt um 13 Uhr vor der Herlingihalle. Anschließend beginnt der große Festumzug durch den Ort. Los geht das Jubiläumsschützenfest bereits am morgigen Samstag, 6. Juni, um 18 Uhr mit dem Eintreffen der Abordnungen und Gäste vor der Herlingihalle.
Die Festansprache hält um 18.30 Uhr Warburgs stellvertretender Bürgermeister Heinz-Josef Bodemann. An den um 19 Uhr beginnenden Jubiläumsfestumzug schließt sich ein Tanz- und Unterhaltungsabend in der Herlingihalle an. Der Schützenverein Herlinghausen zählt aktuell 189 Mitglieder, 78 davon sind Frauen. „Wir haben im Jahr 2000 die Satzung geändert. Seitdem können Frauen bei uns Vollmitglieder werden“, berichtet Rainer Herwig. Zum Jubiläumsschützenfest rechnet der Schriftführer und Ortsheimatpfleger mit deutlich mehr Besuchern. „Unser Schützenbruder Klaus Backhaus, der gebürtig aus Herlinghausen stammt, in Dolgesheim bei Mainz lebt und im Innenministerium von Rheinland-Pfalz arbeitet, kommt natürlich zum Jubiläumsfest in seine Heimat. Er bringt seinen ganzen Freundeskreis mit“, freut sich Rainer Herwig.“
So wird einige Tage zuvor unser Jubiläumsschützenfest im Internet auf einer Plattform des Westfalenblattes angekündigt. Auch unsere Festschrift findet Erwähnung im Internet veröffentlicht und in der Tagespresse.
„350 Jahre Schützenverein Herlinghausen: Zum Jubiläumsschützenfest hat Schriftführer Rainer Herwig eine Festschrift erstellt. Das 104 Seiten umfassende Werk enthält einen geschichtlichen Überblick und eine Zeitreise zum Thema „30 Jahre Vereinsleben“. 350 Exemplare sind erhältlich, und zwar bei Rainer Herwig, beim Vorstand des Schützenvereins sowie während des Schützenfestes an diesem Wochenende. Eine Festschrift kostet fünf Euro.“
Die Neue Westfälische titelt folgendes auf einer ganzen Seite:
Die Führungsriege der Schützen
- Geschäftsführender Vorstand: Vorsitzender Frank Herwig, Zweiter Vorsitzender Gisbert Richter, Kassierer Michael Nolte, Zweiter Kassierer Hans Gunter Cramme, Schriftführer Rainer Herwig, Zweiter Schriftführer Frank Schmidt, Sprecherin der Frauenkompanie Angela Sauerland
- Erweiterter Vorstand: Oberst Herbert Waßmuth, Hauptmann der Männerkompanie Marco Sauerland, Hauptmann der Frauenkompanie Martin Laudage, 1. Fahnenträger Ronny Dey, 2. Fahnenträger Marcel Nowak, Träger der Frauenfahne Kai Richter Fahnenoffizier Manfred Humburg, Fahnenoffizier Meinolf Blume, Fahnenoffizier Dietrich Wolff, Fahnenoffizier Torben Sauerland, Fahnenoffizier Markus Otto, Fahnenoffizier Alexander Otto, Schießwart Michael Sauerland, Schießwarte Hans Gunter Cramme, und Dietrich Wolff, Ehrenvorsitzender Hans Ewald Cramme
350 Jahre Schützen in HerlinghausenFrauen spielen im Schützenwesen schon früh eine wichtige Rolle
In Herlinghausen wurde im Jahre 1665 die Schützengesellschaft wiederbegründet, als nach dem 30-jährigen Krieg allmählich geordnete Verhältnisse einkehrten. Die erste Schützensatzung des Jahres 1665 liegt noch im Original vor. In einer lesenswerten Festschrift wird die wechselvolle Geschichte 350 Jahre Schützenverein Herlinghausen dargestellt.
Aus dieser Satzung geht eindeutig hervor, dass die Gesellschaft schon vor den „leidigen Kriegszeiten“, gemeint ist der 30-jährige Krieg, der das Warburger Land besonders heimsuchte, bestanden hatte. Im Vorwort wird auf das Schützenwesen verwiesen, das man erneuern will und in das sich jeder Einwohner mit „einhalbviertel Gerste“ und andere in dieser Gesellschaft mit anderthalb spanischem Taler einkaufen können, „vermöge altem Herkommen“.
Die historische Satzung macht deutlich, dass man an die früher geübte religiöse Bindung anknüpft. Man stellt Verhaltensregeln auf, die es nur geachteten Männern – seien sie arm oder reich – gestatten, Mitglied zu werden. Schon immer nahmen indes die Schützenfrauen in Herlinghausen eine Sonderstellung in dem Verein ein. Seit Anfang des neuen Jahrtausends gibt es im Vorstand auch eine Beauftragte, die die Belange der Frauen im erweiterten Vorstand vertritt. Die Frauenkompanie ist heute zu einem nicht wegzudenkenden Faktor des Schützenvereins Herlinghausen geworden.
Im Gegensatz zu vielen Gesellschaften des Paderborner Landes wird in Herlinghausen nicht um die Königswürde geschossen. In den rund 4000 Seiten der historischen Schützenakten, die fast lückenlos ab 1665 vorliegen, findet sich keine Erwähnung eines Schützenkönigs. Man schießt hier um einen vom Verein ausgesetzten Preis. In Herlinghausen wird wirklich nur der beste Schütze ermittelt.
Während nach der Franzosenzeit alle Schützenvereine entwaffnet oder zum Teil auch aufgelöst waren, versuchten die Vereine des Warburger Landes wieder, nach alter Tradition ihre Schützenfest feiern zu dürfen. Auch Herlinghausen ersuchte jetzt bei der preußischen Regierung um Zulassung des Vereins nach. Im Jahre 1878 gibt sich die Schützengesellschaft eine der Zeit angemessene neue dritte Satzung. Ursache war wohl die Gründung des Westfälischen Schützenbundes im Jahr 1861.
Man weist darauf hin, dass nur christliche Männer, Frauen und Jünglinge aufgenommen werden, dass diese von keinem Gericht bestraft sein dürfen. Nach dieser Satzung sind erstmals Frauen als Mitglieder der Schützengesellschaft zugelassen. Aber nicht jede Frau konnte dem Verein angehören. Nur diejenige, die die Ehre hatte, mit einem Schützen verheiratet zu sein, fand Aufnahme in diesen „erlauchten Kreis“. Die Einmaligkeit einer Einbindung von Schützendamen in die Festwoche der Gesellschaft verdient besonders hervorgehoben zu werden, zumal dieser gute Brauch bis heute gepflegt wird. Seit dem Jahr 2000 können nun alle Frauen Mitglied im Schützenverein werden.
Im 20. Jahrhundert sorgten die Kriegswirren für Unterbrechungen. 1925 feierte man dann das 260-jährige Bestehen der Schützengesellschaft. Als dann der II. Weltkrieg ausbrach, ruhte alle Aktivität. Unter Britischer Verwaltung löste die Militärregierung 1945 den Verein auf. Aber schon 1950 konnte die Wiederbegründung vorgenommen werden. 1965 feiert die Schützengesellschaft das 300-jährige Bestehen. Im Jahr 2006 schafft sich der Verein in den Kellerräumen der Herlingihalle ein neues Schießheim mit Schießstand. 1986 und 1997 und 2011 wurde das Stadtschützenfest in Herlinghausen gefeiert. Heute zählt der Verein insgesamt 189 Mitglieder, davon 78 Frauen.
Im Jahr 2007 gab es in Herlinghausen zum ersten Mal Sommerbiathlon zu erleben. Insgesamt viermal kamen in den Jahren danach Wettkämpfer aus örtlichen Vereinen und Warburger Schützenvereinen zum sportlichen Vergleich nach Herlinghausen.
Zum Vereinsjubiläum wurde durch den langjährigen 1. Schriftführer des Vereins Rainer Herwig, der seit wenigen Wochen auch Ortsheimatpfleger in Herlinghausen ist, eine Festschrift verfasst, welche die in diesem Text zusammen gefasste Geschichte des Schützenwesens beleuchtet.
Zum Ablauf des Jubiläumsfestes:
Erstmals hatte, ausgerechnet im Jubiläumsjahr, der Verein keinen Festwirt, sondern mußte das Fest in Eigenbewirtschaftung organisieren.Unser junger Fahnenoffizier Torben Sauerland übernahm diese nicht einfache und arbeitsintensive Aufgabe. Schützenbruder Arnold Hold trat ihm als buchhalterischer Berater zur Seite. Finanzen und Abrechnungen übernahm wie immer unser Kassierer Michael Nolte.
Es mußten Servicekräfte eingestellt, die Halle bestuhlt und dekoriert, der Ausschank und die Schützenvesper organisiert und Würstchenstand geordert werden. Wo immer möglich unterstützen die Schützenbrüder die Verantwortlichen. Zahlreiche Vorstandssitzungen waren für die Vorbereitung und Planung des Festes nötig.
Die Frauenkompanie sorgte, wie in den letzten Jahren auch, für das Kuchenbuffet am Sonntagnachmittag. Ebenfalls wie immer am Festsonntag spielte der Spielmannszug für die Festteilnehmer zum Ständchen auf und DJ Andy sorgte danach für die weitere Stimmung am Nachmittag und Abend.
Da alles das in Eigenregie erledigt werden mußte, hatte dies auch Auswirkung auf die festfolge. So fiel der Festmontag erstmalig aus und das Programm wurde auf zwei Tage reduziert und gestrafft.
Der Festablauf 2015 sah also nun folgendes vor:
- Samstag, 6. Juni: 18 Uhr: Eintreffen der Abordnungen und Gäste vor der Herlingihalle; 18.30 Uhr: Festansprachen; 19 Uhr: Festumzug, ab 20 Uhr: Tanz mit der Band „Hokus Pokus“ aus Niedenstein
- Sonntag, 7. Juni: 13.30 Uhr: Antreten und Ehrungen; 14 Uhr: Festumzug, dabei Abholen der Frauen; ab 15 Uhr: Kaffeetrinken mit musikalischer Begleitung; ab 17 Uhr: Schützenvesper und Freibier sowie Tanz.
Mit weit über 200 Mitwirkenden zogen die Abordnungen der Warburger Schützenvereine am Samstagabend bei noch herrlichem Sonnenschein im großen Festumzug durch das mit Fahnen und Wimpeln geschmückte Herlinghausen. Die Spielmannszüge Oberlistingen und Rösebeck sorgten für den richtigen Marschschritt. Zahlreiche Zuschauer standen an den Straßen.
Nachdem der 1. Vorsitzende Frank Herwig alle Gäste begrüßt hatte hielt der stellvertretende Bürgermeister der Hansestadt Warburg, Heinz-Josef Bodemann, die Festrede. Er betonte, wie wichtig die Bewahrung von Traditionen sei, in der viele von gesellschaftlicher Kälte, Vereinzelung und Vereinsamung sprechen würden. Ein wichtiges Tätigkeitsfeld sehe er für Schützen darin, dass sie „ihrem Heimatort das Gefühl geben, in einer lebendigen Gemeinschaft zu leben“. Ein Beispiel hierfür sei das Schützenfest. Hier werde sowohl Tradition als auch Brauchtum gepflegt. Zudem wünschte er dem Schützenverein Herlinghausen, sich modern und zeitgemäß weiter zu entwickeln.
Mit Abordnungen waren am Samstag beim Umzug und Tanzabend dabei:
Die Schützenvereine Warburg, Scherfede, Germete, Calenberg, Ossendorf, Wormeln, Hohenwepel, Menne, Nörde, Dössel sowie Heimatschutzverein Welda und als hessische Nachbarn die Schützenvereine Haueda und Ersen.
Nach dem Umzug wurde in der Halle kräftig gefeiert. Teilweise blieben die Abordnungen der Gastvereine noch lange in Herlinghausen.
Am Festsonntag wurden vor dem Umzug folgende Mitglieder geehrt:
Der Beste Schütze des Vorjahres Horst Klement. Er hat den Verein im vergangenen Schützenjahr bei allen öffentlichen Anlässen präsentiert und vertreten und bekommt am Sonntag als Dank und zur Erinnerung an seine Amtszeit den Verdienstorden.
Für 25 Jahre Treue zum Verein:Gisbert Richter (derzeit 2. Vorsitzender) und Martin Laudage (derzeit: Hauptmann der Frauenkompanie und Stadtschützenkönig 2011)
Für 40 Jahre Treue zum Verein: Bernd Grote
Für 60 Jahre Treue zum Verein. Werner Nolte und Willi Rappe
Für 65 Jahre Treue zum Verein: Herbert Wolff (wurde zuhause geehrt)
Am Nachmittag konnte der 1. Vorsitzende Frank Herwig zahlreiche Gäste begrüßen, die unserer Einladung zum Besuch des Festes gefolgt waren. Auch hatten sich viele Herlinghäuser eingefunden, die in diesem Jahr zum Teil länger blieben als in den Vorjahren. Bis in den frühen Abend und nach Darreichung der Schützenvesper mit Freibier, das für diesen Anlass reichlich gespendet worden war, war die Halle gut gefüllt und die Stimmung war heiter.
Gegen 22 Uhr leerte sich die Halle merklich. Die „Eisernen“ aber hielten die Stellung bis in die frühen Morgenstunden.
Insgesamt muß man feststellen: ein gelungenes Jubiläumsschützenfest, das auch in der örtlichen Presse umfangreiche Würdigung erhalten hat.
Ob es künftig bei diesem Festablauf bleibt oder nicht wird die Zukunft entscheiden. Sicher scheint aber, daß die Herlinghäuser Schützengesellschaft an ihrem jährlichen Schützenfest festhalten wird, gleich welcher Anstrengungen es bedarf und gleich welche Umgestaltungen notwendig werden könnten.